Egal welches Instrument du lernst – so wirst du schneller und effektiver vorankommen:
1. Behandle dein Instrument wie einen guten Freund und Pflege den Kontakt!
Das ist die wichtigste Voraussetzung für ein beiderseitiges Gelingen. Nur zusammen seid ihr ein Team und ihr müsst gemeinsam am musikalischen Erfolg arbeiten!
2. Übe wach!
Wenn du dich müde an dein Instrument setzt, bleibt, gelinde gesagt, nix im Kopf hängen!
3. Integriere Üben als festen Termin in deinen Tagesablauf
wie z.B. Mahlzeiten und andere regelmäßige Tätigkeiten, auf die du niemals verzichten würdest.
4. Nutze einen Übeplan
und trage ein, wann und wie lange du geübt hast. Du wirst am Ende der Woche stolz darauf sein, wieviel du geschafft hast. Falls du Unterricht nimmst, wird sich auch deine Lehrkraft freuen, wenn sie sieht, dass du am Ball bleibst.
5. Setze dir täglich kleine Ziele
nach dem Motto: Weniger ist mehr. Gezielt eine bestimmte Stelle üben bringt dich schneller voran als alles auf einmal üben zu wollen.
6. Übe nach dem Parameterprinzip
Überlege, welche Themen (Parameter) du einzeln erarbeiten kannst. Z.B.: Tempo, Dynamik, Unabhängigkeit der Hände, Artikulation, einzelne musikalische Linien, Singen, Rhythmus, Haltung, Auswendiglernen, Übergänge, technische Schwierigkeiten etc.
7. Rollenspiel: Sei deine eigene Lehrkraft
Versuche mit den Ohren eines Meisters zu hören, mit den Augen einer Lehrkraft Haltung und Bewegungsabläufe zu korrigieren. Suche nach Verbesserungsvorschlägen, erinnere dich an deine letzte Unterrichtsstunde, sei selbstkritisch und lobe dich für kleine Erfolge.
8. Übe mit Übertreibungen
Automatisierung findet in unterschiedlichen Gehirnarealen statt. Wollen bestimmte Bewegungsabläufe noch nicht klappen, übe in Zeitlupe und komme von großen, übertriebenen Bewegungen (Grobmotorik), im Zeitlupentempo zurück zu den kleinen Bewegungen (Feinmotorik) im schnelleren Tempo. Übertreibe dabei auch mit Dynamik, setze bewusst Kontraste, Akzente….
9. Die Ohren spitzen
Sich aufmerksam Zuhören beim Üben ist schon die halbe Miete! Die Information, die deine Ohren passiert während du spielst, erreicht in Bruchteilen einer Sekunde dein Gehirn. Hier sollte dann eine Bewertung stattfinden über das Gelingen oder Misslingen deiner Übestelle und der Aufruf zum Verbessern, Weiterüben erfolgen. (Vg. Mit Punkt 7)
10. Üben im Blindflug
Das Weglassen eines Sinnes, hier das Sehen, stärkt die Arbeit der anderen Sinne (Tasten, Spüren, Hören) Mach dir einen Spass daraus, mit verbundenen oder geschlossenen Augen bestimmte Stellen zu üben. Besonders spannend wird es bei der Abschätzung von Intervall- oder Akkordsprüngen (insbesondere bei Pianisten).
11. Kartentrick – Üben nach dem Zufallsprinzip
Fertige dir Übekärtchen von deinem Musikstück an und mache daraus ein Übememory. Bei Anfängern: zusammengehörige 1 bis 2 Takt-Abschnitte ausschneiden. Bei Fortgeschrittenen mit längeren Stücken: Einteilung nach Phrasen. Mische die Kärtchen und ziehe eins heraus, welches du dann übst. Erledigte Kärtchen werden zum Gemeistert-Stapel gelegt, alle anderen landen auf dem To-do-Stapel. Sind alle Kärtchen durchgeübt, versuche sie der Reihenfolge nach richtig aneinander zu legen. Vorteile dieser Methode: „Verflixte“ Stellen gehen nicht mehr durch die Lappen. Du legst die schlechte Gewohnheit des von Vorne-Nach-Hinten-Übens ab und lernst das gesamte Stück schneller kennen,
12. Der Bleistift-Trick
3 Bleistifte liegen links von dir. Du nimmst dir vor, eine Notenstelle 3x fehlerfrei hintereinander zu schaffen. Klappt die Stelle, lege einen Bleistift nach rechts. Klappt sie beim nächsten Mal nicht, lege den Bleistift wieder zurück nach links. Verliere nicht die Geduld! Liegen alle 3 Bleistifte rechts, freue dich, lobe dich und wechsle zu einer anderen Übestelle.
13. Pflege den Schluss
Richtungsänderung beim Üben! Übe von hinten nach vorne und du erwischst auch jene Takte, die du noch gar nicht in Augenschein genommen hast. Aha-Effekt! (grins)
14. Tempo-Booster
Technisch anspruchsvolle Stellen, die schon im langsamen Tempo sicher klappen, können durch Rhythmisierung in ein schnelleres Tempo gebracht werden. So kannst du z.B. einzelne Notengruppen bereits im schnelleren Tempo spielen, hast aber regelmäßige Verschnaufpausen auf „Wartetönen“.
Beispiel: Bei Läufen mit je 4 Sechzehntel-Ketten wird auf der ersten Sechzehntel gestoppt, die anderen 3 Sechzehntel werden im schnellen Tempo gespielt. So auch mit der 2., 3. und 4. Sechzehntel verfahren. Oder: 4 Sechzehntel schnelles Tempo, 4 Sechzehntel halbes Tempo im Wechsel. Danach kontrolliere mit einem Metronom, wie schnell und sicher du nun deine Passagen in einem schnelleren Tempo beherrschst. Bei Tonleitern und Läufen kann auch im Tempo immer ein Ton mehr „angehängt“ werden bis die Stelle komplett ist. Auch hier gilt wieder: Weniger (Tempo) ist mehr! Erreiche dein Tempoziel auf einem sicheren, kontinuierlichen Weg.
15. Werde frei und mutig im musikalischen Ausdruck. Fühle dich wie ein großer Künstler.
Lass deiner Fantasie beim Üben freien Lauf, lass die Musik sprechen und erfinde eine Geschichte zu deiner Musik. Alles ist erlaubt – Musik ist etwas Magisches, vom Sonnenuntergang bis hin zum mutigen Superhelden! Lege alle deine Gefühle in deine Interpretation! Sei ein/e ErzählerIN oder ein/e Zauberer /Zauberin.
16. Spüre in dich hinein
Wie fühlt sich dein Körper an beim Üben? Bist du verspannt? Atmest du regelmäßig, hältst du vor Anstrengung die Luft an oder bist du bereits am Schnappatmen? Gibt es Blockaden? Dann lege das Instrument kurz zur Seite, Lüfte, Atme mehrmals tief durch und lockere deine Muskeln. Prüfe deine Hand-, Arm- und Körperhaltung.
17. Erkunde dein Musikstück wie ein Bauwerk
Wie ist die Architektur des Stückes? Wo gibt es Zielstellen, Höhepunkte, Wiederholungen etc.?
18. Übe nicht zu lange am Stück
Spätestens nach 45 min ermüdet man, die Konzentration lässt nach, die Muskeln ermüden. Eine Pause ist erforderlich.
19. Freue dich über Geschafftes
Manchmal kommt man nur langsam vorwärts. Dann ist es umso wichtiger, sich über bereits erfolgreich Erabeitetes zu freuen.
20. Gestalte das Üben so interessant und abwechslungsreich wie möglich. Probiere es aus und du wirst sehen: So macht Üben noch mehr Spass und führt schneller ans Ziel!
Eure Iris Wirth-Halbherr